Waldmeister - galium odoratum


Stammpflanze:

Galium odoratum L. – Asperula odorata L


Drogenbezeichnung:

Galii odoratae herba (Syn. Herba Asperulae)


Volkstümliche Namen:

Bis in’s Mittelalter bezeichnete man den Waldmeister als Frauenbettstroh und nutzte ihn zum auffüllen von Betten. Die Bezeichnung Frauenbettstroh ist heute kaum noch geläufig. Genauso wie Waldelfenkraut, Waldmutterkraut, Herzfreud, Leberkraut, Gliedkraut, Maiblume, Maichrut, Maikraut, Mariä Bettstroh, Mäsch, Mösch, Möske, Tabakskraut, Teekraut, Waldtee, Walpurgiskraut, Wohlriechendes Labkraut, Sternleberkraut, Waldmandl, Waldmännli, Meierchrut, Halskräutlein, Guggerblume. 

 

Der bekannteste deutsche Name „Waldmeister“ ist möglicherweise eine Ableitung aus dem Lateinischen „Matrisylva“, „Waldmutter“ („Waldmutterkraut“). Dies ist insofern logisch, da die Pflanze französisch „reine des bois“ „Königin der Wälder“ genannt wird. Wir sehen die starken Bezüge zur mütterlichen, behütenden Kraft der Göttin in einer Kultur, die einstmals mit dem Wald stark verbunden war.

Die Germanen weihten den Waldmeister so auch der Göttin Freyja, die selbst ja auch stark mit der Fruchtbarkeit (Milch) und der Familie (Sippe) verbunden war. Aber auch der weniger bekannte „Tyr“ (Teiwaz, Tiwaz) wird in Bezug zur Pflanze gesehen. Er war ein Gott des Krieges und wurde von den Römern Mars gleichgestellt. So sind in der Pflanze Männliches und Weibliches, Mars und Venus, gleichermaßen vertreten.


Botananische Pflanzenfamilie:

Rötegewächse - Rubiaceae

Botanisch bezeichnet man die zur Familie der Rötegewächse gehörende Pflanze als Asperula odorata und drückt damit aus, dass er zur Gattung der Meister, Asperula, gehört.


Inhaltsstoffe:

Cumarine, Iridoidglykoside (Asperulosid), Bitterstoffe, Gerbstoffe


Warnhinweise:

Waldmeisterkraut nicht überdosieren, da es zu Benommenheit und Kopfschmerzen führen kann!



Waldmeister, die vergessene Heilpflanze

 

Namen, wie etwa Herzfreud, Leberkraut oder Sternleberkraut erhielt Waldmeister auf Grund seiner heilenden Kräfte, welche man in vergangener Zeit sehr zu schätzen wusste. Heute ist diese wohlriechende Pflanze etwas in Vergessenheit geraten. Wegen des enthaltenen Cumarins wird heute eine Krebs fördernde Wirkung vermutet und vor häufiger Verwendung gewarnt. Ich teile diese Auffassung nicht.

 

In der Fachliteratur, etwa dem Buch "Chemie in Lebensmitteln" von Johannes Friedrich Diehl wird Cumarin als potentiell toxischer Stoff geführt. Cumarin, welches im Waldmeister, aber unter anderem auch in Datteln, Brombeeren, Kirschen, Aprikosen, Erdbeeren enthalten ist, zeigt in vitro, d.h. als isolierter hochdosierter Stoff leberschädigende und mutagene Wirkungen. In wie weit dies auf die betreffenden Pflanzen zutrifft, wurde nicht untersucht. Niemand wird wohl jetzt etwa Erdbeeren von seinem Speisezettel verbannen.

 

Moderne Extraktionsverfahren verdichten die wirksamen Bestandteile des Waldmeisters zu einem hochprozentigen Konzentrat. Exzessiver Gebrauch jeglicher Medizin, ob Kraut oder Pille bleibt generell nicht ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen. Frei nach Paracelsus kann man auch in diesem Fall feststellen, dass die Dosis wohl das Gift macht. Waldmeister in Bowle oder Honig, Sirup, Gelee, in angemessener Menge bringt sicher niemanden um. Ohnehin benötigt man nur wenig Pflanzenmaterial um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Empfohlen werden 3 g Pflanzenmaterial auf 1l Wasser.

Waldmeister in der traditionellen Verwendung

 

Neben der Nutzung als aromatische Beigabe zu leckeren Desserts galt Waldmeister in alter Zeit als segensreiches Heilkraut. Man schrieb ihm beruhigende, Schlaf fördernde, krampflösende, blutreinigende, wundheilende Kraft zu. Traditionell wurde er verwendet zur Nervenstärkung, gegen Verdauungsbeschwerden, Menstruationsbeschwerden, gegen Kopfschmerzen und Migräne, als Herz- und Lebertonikum.

 

Waldmeister galt einst als berauschend und aphrodisierend. Doch in alten Quellen beschrieben Heilkundige vor allem seine positive Wirkung auf die Leber, besonders als Mittel gegen die Gelbsucht. Der angenehme Duft der Pflanze beruhigt, entspannt, ja soll sogar die Sinne berauschen. Seiner Stimmung aufhellenden Eigenschaft verdankt Waldmeister wohl den Namen "Herzfreud".

 

Zur Normalisierung des Menstruations Zyklus, sowie bei Entzündungen der Gebärmutter kam er in der Frauenheilkunde zum Einsatz. Überliefert ist die äußerliche Anwendung bei Entzündungen (hitzige Geschwär).

 

Eine zentrale Rolle bei der Gesunderhaltung unseres Körpers nimmt das Verdauungssystem ein. Wer etwa unter Verstopfung leidet, wird nach dem Genuss von Waldmeistersirup Erleichterung finden. Verdauungsprobleme gehen oft mit Hautunreinheiten einher. Schon in alter Zeit war diese positive Wirkung von Waldmeister auf das Hautgeschehen bekannt. Vor allem die Lymphtätigkeit kommt in Schwung. Deponierte Stoffwechselschlacken werden durch die diuretische Wirkung vermehrt ausgeschwämmt. All diese Ausleitungsvorgänge beeinflussen das Hautbild positiv. Ein Aufguss gegen unreine Haut sollte kalt angesetzt werden. Dabei wird für 1 Tasse Aufguss 1 El Kraut mit kaltem Wasser etwa 8 Stunden angesetzt werden. Anschließend abfiltern. Etwa 2 Tassen täglich können konsumiert werden.

 

Auch Zauberkraft wurde der duftenden Pflanze zugeschrieben, so galt Waldmeister als hilfreich bei Abwehrzaubern, etwa gegen Verhexung. Zum Schutz vor bösen Geistern trug man in der Frei-Nacht einen Kranz mit Waldmeister um das Handgelenk gewunden.

In der Volksmagie wurde aus dieser Wirkung und mythologischen Beziehung heraus der Waldmeister gerne in Liebestränken angewandt und fand sicherlich zur „Walpurgisnacht“ (Beltane) reichlich Gebrauch („Walpurgiskraut“).

 

Natürlich hatte der „Meister des Waldes“ auch eine starke Wirkung auf die elementaren Waldbewohner: Feen sollen ihn unwiderstehlich finden. Zur Anrufung dieser Waldbewohner wurde der Waldmeister gerne verräuchert. Andererseits schützte er allgemein vor bösen Kräften. Hier fand er u.a. zusammen mit dem Johanniskraut Anwendung. Im Mittelalter wurde er so z.B. in Kirchen verstreut. In Haus und Hof verräuchert, schützte er den Grund und Boden vor bösen Zauberkräften.

 

Weitere Informationen: www.heilkraeuter.de