die finsteren wälder


"..." ... (1781-1838)


Wandgemälde der Wildleute mit entführter Prinzessin im Haus zum «Paradies» an der Kirchgasse 38 in Zürich.

 

In Mittelalterlichen Schriften ist von halbwilden Menschen die Rede, die in den finsteren Wäldern um den Zürichsee noch lange Zeit gewohnt haben. Der Ausdruck „Finster“ hat eine Verwandtschaft zu dem von Römern geprägten Begriff „Finis terrae“. Mit ihm bezeichneten sie all jene Gegenden Europas, die den rohen Kräften der Natur ausgesetzt waren und fern der römischen Stadtkultur lagen. Ein Ort, an dem dieser Begriff bis heute überlebte, ist das Kap Finisterre in Galicien. In früheren Zeiten wurde es auch als das Ende der Welt betrachtet und bei Jakobspilgern gilt das Kap als das Ende des Pilgerweges.

 

Auch das Sihlhochtal war nicht leicht zugänglich und konnte den Einflüssen von Kelten, Römer und Alemannen trotzen. Hier am Alpennordrand konnte der Mutterkult bis ins frühe Mittelalter überleben. Oder besser gesagt; die römisch katholische Kirche konnten die heidnischen Bräuche hier nie ganz ausrotten und hat sie in das Kirchenjahr eingegliedert (Lichtmess, Ostern, Johanni, Allerseelen, Martini, ...). Manches wurde an den Rand der Vernunft gedrängt, wie der Sühudiumzug an der Einsiedler-Fassnacht zeigt. Früher drangen die als Tüfel verkleideten Hudis bis zur Gnadenkapelle im Kloster Einsiedeln vor, wo sie um das prunkvolle Bildniss der Schwarzen Madonna tanzten. Heute ist das nicht mehr möglich.


Von der Hallstattkultur zur Christianisierung der finsteren Wälder

Auf dem Benkner Büchel, im Kastlet, wo seit 1909 eine Meinradskapelle steht, stellte Jakob Grüninger 1939 eine befestigte Hallstattsiedlung fest. Die Linthebene wird durch den Benkenerbüchel beherrscht, einem Inselberg im verlandeten Tuggenersee, der ehemaligen Verlängerung des Zürichsees. Die Sage berichtet von einem alten Schloss, unterirdischen Gängen, Goldschätzen und Zauberspuk.

 

Mit der Meinradslegende endete die heidnische Zeit und die Christianisierung fand den Weg in die `finsteren Wälder´. Meinrad zog vom der Reichenau, wo er seine Ausbildung erfuhr, zuerst ins Kloster Babinchova, bei Benken. Etwas später liess er sich dann auf dem Etzelpass in seiner Klause nieder. Laut der Legende kamen dort so viele Ratsuchende zu ihm, sodass er weiter in die Ebene des Sihltales zog und dort 26 Jahre in einer Einsiedelei wohnte. Diese Zahl 26, die in der hebräischen Sprache dem Laut-Wert Jahwes entspricht, ist ein beispielhaftes Detail der perfekt konstruierten Legende.